Regen ist gefährlich geworden. Wir müssen uns weiter anpassen, wir müssen sintflutartigen Regen besser puffern und versickern lassen. Das ist notwendig.
Aber wie viel Platz haben wir noch?
Wenn wir den Klimawandel weiter hochjagen, werden wir bald an die „harten“ Grenzen der Anpassung stoßen – und wir werden ganze Täler und Flussniederungen absiedeln müssen.
Natürlich wirkt Anpassung. Es hätte am 15. September wie damals beim verheerenden Hochwasser 2002 an der Kamp viel schlimmer kommen können: Vor über 20 Jahren schenkte man den Regenvorhersagen der Meteorologen zu wenig Glauben, zu oft lagen damals die Meteorologen mit den prognostizierten Regenmengen falsch. Folglich wurde der Wasserstand am Ottensteiner Stausee trotz heftiger Regenvorhersage nicht abgesenkt – und so nahm die Katastrophe an der Kamp vor zwei Jahrzehnten ihren Lauf.
„Der wechselseitige Anstieg
des Ottensteiner Stausees und der Kamp
wurden geschickt ausbalanciert“
In der Zwischenzeit sind wird schlauer geworden und sind speziell am Kamp besser vorbereitet: Die Koppelung der Regenvorhersage mit dem Wassermanagement am Stausee wurde in den vergangenen 22 Jahren perfektioniert – indem man Regenvorhersagen und Flusspegel konsequent zusammenführte. Die Computerberechnungen der meteorologischen Wettermodelle „fließen“ seit damals direkt in die Pegelmodelle der Hydrologen. Dadurch ist ein effektives Wassermanagement erst möglich geworden.
Jedes Flusssystem reagiert anders. Was von oben – wo und wann – als Regen vom Himmel fällt, und wie die Bäche und Flüsse darauf anschwellen, ist hochsensibel und rechenaufwändig. Aber am Ende macht es sich bezahlt: Noch vor dem Starkregen Mitte September wurde der Ottensteiner Stausee auf Grund exakter Regenprognosen mit Augenmaß abgelassen – und so Platz für den kommenden Regen geschaffen. Aber auch später, während des Dauerregens, wurde der wechselseitige Anstieg des Ottensteiner Stausees und der Kamp geschickt ausbalanciert und noch größere Überschwemmungen verhindert.
Wann stehen wir an der
„harten“ Grenze der Anpassung?
Die Frage ist nun: Wie lange sind wir noch an einer „weichen“ Grenze der Anpassung, an der wir sowohl technisch als auch finanziell noch Möglichkeiten haben? Wann stehen wir an einer „harten“ – unüberwindbaren – Grenze der Anpassung?
Als warnendes Bespiel sollte hier St. Anton am Arlberg dienen: Nach dem verheerenden Alpenhochwasser 2005 hatte man entsprechende neue Auffangbecken für denkbare Lawinen- und Murenabgänge gemacht. Am 16. August 2024 haben diese Verbauungen tatsächlich das Schlimmste verhindert, aber trotzdem wurden 35 Häuser teils meterhoch vermurt und Straßen und Brücken schwer beschädigt.
FAZIT
Fest steht, dass wir derzeit die Klimamaschine weltweit hochdrehen und Starkniederschläge, wie wir sie erlebt haben, immer verheerender werden. Am Ende – wenn wir den Klimawandel nicht stoppen – besteht die Gefahr, dass wir ab Mitte des Jahrhunderts das eine oder andere Tal, die eine oder andere Flussniederung absiedeln und zusperren müssen.