Wer groß ist, fällt auf: Das ist auch bei den aussterbenden Tierarten so. Deswegen hat alle Welt vom Tod des letzten männlichen Nördlichen Breitmaulnashorns der Welt namens „Sudan“ erfahren. Zwei einsame Weibchen sind noch übrig vom zweitgrößten Landsäugetier der Erde. Das war’s… Laut WWF befinden wir uns mitten im „größten globalen Artensterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier“ – aber dieses Mal ist das Drama menschgemacht.

Wenn das mit den Riesensäugern passiert, fällt das auf, aber was ist mit der größten Tiergruppe, den Insekten? In Österreich sind von den 45.000 Tierarten immerhin 37.000 Insektenarten. Merken wir es, wenn es weniger summt, brummt und zirpt? Schwer zu beziffern, weil sie so klein und vielfältig sind..

Nur mehr 300 Gramm

Licht ins Dunkel hat nun der Verein von Hobby-Insektenforschen aus Krefeld im deutschen Nordrhein-Westfalen gebracht. 1989 hat man sich an die Arbeit gemacht und zeltartigen Malaise-Insektenfallen aufgestellt, um einfach mal zu schauen, wie viel an Insektengewicht – also nur die nackte Biomasse – kommt denn da so in den mit Alkohol befüllten Bechern zusammen. Das Ergebnis ist erschreckend: In den 27 Jahren bis 2016 ist die Biomasse von Fluginsekten um 76 Prozent zurückgegangen. Wo vorher noch ein gutes Kilo im Behälter lag, sind es jetzt nur mehr 300 Gramm. Betroffen sind Fluginsekten aller Art, von Fliegen über Mücken bis Schmetterlinge und Bienen. Bei Schwebfliegen zum Beispiel gibt es an einer Messstelle eine Abnahme von 17291 Exemplaren und 143 Arten auf 2737 Exemplare und nur mehr 104 Arten.

1/3 weniger Vögel

Gut, wen stören schon zigtausende Schwebfliegen weniger…? Naja, die Bedeutung auch der kleinsten Insekten ist kaum zu überschätzen. Zahlreiche Amphibien, Vögel und Fledermäuse brauchen sie als Nahrung und sie hungern jetzt schon. In den vergangenen 15 Jahren ist die Zahl der Vögel um ein Drittel zurückgegangen.

Aber es trifft uns Menschen auch direkt: Stichwort Bienensterben. Dabei geht es gar nicht in erster Linie um unsere Honigbiene, sondern um die fast 700 fleißigen Wildbienenarten allein in Österreich. Und ohne Bestäubung bekanntlich kein Obst und kein Getreide. Das Problem ist global: Der Weltbiodiversitätsrat IPBES warnte bereits davor, dass die weltweit beobachtete Abnahme an bestäubenden Insekten die globale Getreideproduktion gefährde.

Hauptsache satt?

Aber gerade die industrielle Landwirtschaft ist ein Hauptgrund für das Sterben. Langsam sollten wir uns um Sumsi und Co kümmern, sonst wird es uns vielleicht nicht gleich umhauen, aber wir fallen zumindest um den Artenreichtum in der Tier- und Pflanzenwelt um… Und wenn keine Blumen mehr blühn, wird uns das ziemlich groß auffallen!

aus Quantensprung „Insektensterben“ mit Prof. Martin Lödl am 2. Mai 2018