Der Klimawandel ist da und betrifft ganz besonders die Alpen. Langsam, aber sicher kommt das jetzt auch bei den Verantwortlichen an, wie ich auf der XV. Alpenkonferenz in Innsbruck spüren durfte. Hintergrund der Konferenz ist die Alpenkonvention, bei der sich die acht Alpenstaaten (von Slowenien bis Monaco) vor 25 Jahren darin einig geworden sind, die Alpen zu schützen und eine nachhaltige Entwicklung zu fördern.

Das ist auch notwendig, gerade mit Blick auf den Klimawandel. Die Alpen haben als mächtiger Gebirgsblock dem Klima immer schon seinen Stempel aufgedrückt und als Wetterscheide gewirkt: Regen und Schneefall, dort wo sich im Luv die Luftströmung an den Bergen staut (oft nördlich des Alpenhauptkamms), trockenes Wetter auf der windabgewandten Leeseite (oft im Süden).

Aber eben nicht immer. Das geniale am gebogenen Alpenblock, er kann Luv und Lee drehen, quasi als „Hebamme“ wirken: Ein Tiefdruckgebiet von Atlantik wird beim Aufprall auf den massiven Alpenblock kräftig durchgerüttelt und gibt nicht selten ein Sekundärtief frei, ein Italientief wird geboren. Dann kommt der Wind aus Süden. Solche Italientiefs bringen, beladen mit Wassermassen aus dem warmen Mittelmeer, Regen und Schnee an die gesamte Alpensüdseite. So kriegen alle etwas ab.

Das scheint sich gerade zu ändern, nämlich der Rhythmus, der Wechsel zwischen Hoch und Tief. Bis jetzt waren solche Staulagen mit massivem Schnee und Regen meist auf ein paar Tage begrenzt, wenn auch manchmal durchaus heftig mit Murenabgängen und Überschwemmungen. Mit dem neuen Klima scheinen wir aber immer mehr in „blockierende“ Wetterlagen zu rutschen, die nicht vergehen wollen.

Im Winter 18/19 ist fast nur Schnee an der Alpennordseite gefallen, ein Winter wie damals. Im Süden dagegen – fast nichts! Eine andauernde Strömung direkt aus Norden bringt eben nur in den Norden Schnee, und „gebärt“ auch keine Italientiefs, damit bleibt es im Süden trocken. Vor drei Jahren genau umgekehrt: Wochenlang strömte der Wind aus Süden. Schneemassen mit Stromausfällen durch abgerissene Stromkabel und eingestürzten Dächern in Kärnten und der Steiermark, wenige Kilometer weiter über den Bergen im Norden dagegen kalt, aber staubtrocken.

Auch im Sommer „blockiert“ das Wetter zunehmend. Wenn die Sonne scheint, dann ist es oft länger sonnig als früher – und auch trockener, weil warme Luft mehr Wasser aus dem Boden saugt, wie ein Fön beim Haare trocknen. Und wenn es regnet, dann regnet es ebenfalls länger und ergiebiger als früher, weil warme Luft mehr Regenwasser mitführen kann. Wehe, wenn die Strömung so steht, dass hier die Alpen ohne Pause als Regenfänger wirken. Überschwemmungen und Muren wären die Folge.

Fazit: Der Klimawandel ist da. Besonders im Alpenraum. Um ihn einzudämmen brauchen wir dringend die drei „wf’s“: weniger fahren, weniger fliegen, weniger Fleisch essen.