Es stimmt schon, der Klimawandel kann mutlos machen, man fühlt sich manchmal ein bisschen an die Wand gedrückt. Dabei liegen die Lösungen auf der Hand: Zum einen müssen wir natürlich vom CO2 runterkommen (und das ist möglich!) und zum anderen sollten wir auf die Wälder der Erde setzen! Das ist mir auf der Biomassekonferenz in Graz wieder klar geworden.

Wälder sind der effektivste Weg CO2 über die aus der Luft zu kriegen. Zusammen mit Wasser und Sonnenlicht wird über die Photosynthese Energie gewonnen und der Kohlenstoff in der Pflanze gebunden. Jetzt müssen wir nur dafür sorgen, dass mehr Bäume Kohlenstoff aufnehmen, und der dann dort auch bleibt. Das bedeutet zum einen Wiederaufforstung von Wäldern im großen Stil, aber interessanterweise zum anderen auch eine ökologische Forstwirtschaft.

Seit wir Menschen im Holozän aktiv geworden sind, haben wir ca. die Hälfte der Wälder der Erde gerodet. Wenn wir der Erde einen Teil davon wieder zurückgeben, können wir zwei Drittel(!) der 300 Gigatonnen Kohlenstoff die wir seit der Industrialisierung in die Luft geblasen haben wieder binden.

200 Gigatonnen Kohlenstoff – eine beeindruckende Zahl und keine Spinnerei:

Am Crowhter Lab an der ETH in Zürich ist man der Idee penibel nachgegangen. Nach aufwendigen Satellitenauswertungen gibt es über die ganze Erde verteilt 0,9 Billiarden Hektar Land das brach liegt (das ist in Summe etwa die dreifache Fläche von Indien) – eine Fläche, die also weder besiedelt ist, noch für den Ackerbau verwendet wird – braches Land, das aber potentiell für Wälder geeignet ist. Diese Fläche aufgeforstet, würde zu den derzeitigen 3 Billiarden Bäumen auf der Welt noch einmal 1 Billiarde hinzufügen. Eine gewaltige, zusätzliche Waldfläche, die ihren eigenen Regen macht und deren weiße Wolken die Erde über die Reflexion der Sonne zusätzlich kühlen würden. Ganz zu schweigen von den anderen Serviceleistungen des Waldes wie saubere, frische Luft und Wasser. Eine kühne Vision, die vom Potential her weit über alle derzeit angedachten technischen Lösungen der Kohlenstoffspeicherung hinausgeht.

Der zweite Effekt Kohlenstoff über lange Zeit aus der Luft zu kriegen, kommt über die Bewirtschaftung von Wäldern zustande. Nach Ausführungen von Rektor Hubert Hasenauer von der BOKU entzieht der bewirtschaftete Wald der Luft mehr CO2 als ein Urwald. Über die regelmäßige Baumentnahme wird der Wald jung und im Wachstum gehalten. Das bindet zum einen mehr Kohlenstoff als im Urwald und zum anderen wird der Kohlenstoff, der als Holz in Möbel und Häusern verbaut wird, der Luft über längere Zeit entzogen.

Dazu zwei Bemerkungen aus der anschließenden Diskussion nach meinen Klimavortrag:

Im Zeitalter des Artensterbens muss die Forstwirtschaft selbstverständlich nachhaltig und ökologisch sein und darf nicht über das Ziel schießen, wie von Karin Enzenhofer vom WWF gefordert wurde. Schließlich leben zwei Drittel aller 1,8 Millionen Spezies auf der Welt in Wäldern.

Und interessanterweise macht Waldwirtschaft – nach Rektor Hasenauer – für „tropische Wälder keinen Sinn“, da die Wälder zu langsam wachsen.