Liebe Mitbewohner:innen!

Schon gehört? Wir Schneenerds sind aus dem Häuschen. Das dreijährige Schneeprojekt FuSE unter der Leitung der ZAMG wurde endlich abgeschlossen. Derart hochauflösende Schneedaten für ganz Österreich gab es noch nie. Auf einem Raster von 1×1 Kilometer liegen nun Schneehöhen der Vergangenheit und der Zukunft vor – vom Stephansdom bis hinauf zum Großglockner. Das interessiert nur mäßig? Da darf ich sagen, dass es beim Schnee um weit mehr als nur ums Skifahren geht.

Beim Skifahren liegt es auf der Hand. Der Klimawandel macht Schwierigkeiten. Das neue weiße Gold – den Schnee – mit Schneekanonen und Schneelanzen zu schürfen, wird mit dem Klimawandel immer aufwändiger. Vor allem seit den 1990ern wurden zahlreiche Speicherteiche angelegt, kilometerlange Wasser- und Stromleitungen verlegt und Schneekanonen angeschafft. Ohne Wasser und Strom sprüht kein Kunstschnee aus den Kanonen. Ein bescheidener Quadratmeter Kunstschnee mit einer Höhe von 25 Zentimeter kostet 1 Euro. Das ist zum Beispiel für ein Skigebiet wie Kitzbühel mit über 4 Millionen Quadratmetern Pistenfläche ca. dieselbe Summe in Euro für eine 25 cm Schneeauflage.

Alle Kosten und Mühen sind jedoch vergebens, wenn das Wetter nicht mitspielt und es zu warm ist und die versprühten Wassertröpfchen in der Winterluft nicht zu Eiskügelchen gefrieren. Die Anzahl der Stunden, bei denen man künstlich beschneien kann, variieren naturgemäß sehr stark, sind aber in einem Sinkflug begriffen. In 1000m Seehöhe reduzieren sich die Stunden möglicher Beschneiung in den kommenden Jahrzehnten unausweichlich um 15%, das ist die bereits jetzt schon feststehende Erwärmung, auch wenn wir uns sehr am Riemen reißen und das weltweite 2-Grad-Ziel erreichen.

Bleiben wir aber auf dem fossilen Weg, verlieren bis zum Ende des Jahrhunderts 50% der für Kunstschnee notwendigen kalten Beschneiungsstunden. Skipisten bereitzustellen wird dann noch kostspieliger. Für Skitourengeher – ein boomender Sport, wie man diesen Winter leider auch an den Lawinentoten feststellen kann – bleibt nur der Weg ins Hochgebirge. Manche beliebte Skitour, die bei 1000m startet, wird dann nur mehr selten zu begehen sein. Kurzum, wer Schnee liebt, kommt am Klimaschutz nicht vorbei.

Das Problem ist aber viel größer. Die Alpen sind der Wasserturm Mitteleuropas. Rhein, Donau und Po, um nur die größten zu nennen, leben vom Schnee der Alpen. Je mehr Schnee sich im Winter ansammelt, umso länger kann das Schmelzwasser die Flüsse speisen. Durch die Klimaerwärmung regnet es im Vergleich zu früher öfter und schneit weniger. Mittlerweile sind schon Winterhochwässer möglich – früher eine Rarität. Dazu kommt, dass die Pflanzen früher aufblühen und mehr Wasser brauchen, die gesamte Vegetationsphase hat sich verlängert. Die Zeichen stehen auf Trockenheit. Wohlüberlegtes Wassermanagement ist das Gebot der kommenden Jahrzehnte.

Liebe Mitbewohner:innen, lasst uns das tun!