Liebe Mitbwohner:innen!

Endlich wieder Frühling und Zeit, mit ein paar kräftigen Atemzügen die Lunge mit einem Waldspaziergang durch zu putzen. Aber, kann man dieses Wohlgefühl eines Spaziergangs im Wald auch in Zahlen gießen, mit Fakten belegen? Die Frage im Falle des Wienerwaldes: Ist die größte zusammenhängende Laubwaldfläche Österreichs auch objektiv gesehen etwas Besonderes? Im Folgenden eine kurze Einordnung zur „Wohlfahrtswirkung“ des Wienerwalds, die ich bei einem Klimavortrag für den Biosphärenpark Wienerwald gegeben habe. Da ist man schon überrascht.

Wie die Faust aufs Auge

Der Wienerwald und die Wiener, da hat der Topf seinen Deckel gefunden. Es ist ja so: Über die Photosynthese nehmen Bäume Kohlendioxid (CO2) auf und geben Sauerstoff (O2) als Stoffwechselprodukt wieder ab. Doch die Gretchenfrage: Sind genug Bäume im Wienerwald, um 1,9 Millionen Wiener ein ganzes Jahr mit Sauerstoff zu versorgen? Es ist verblüffend: Die Waldfläche von 64.000 ha im Biosphärenpark Wienerwald produziert 716.800 Tonnen Sauerstoff pro Jahr. Bei einem großzügig angenommenen Sauerstoffbedarf eines Menschen von 1 kg O2 pro Tag, deckt der Wienerwald demnach den Sauerstoffbedarf von rund 2 Millionen Menschen – erstaunlicherweise genau die Einwohner Wiens und des Wienerwaldes zusammengenommen!

Abkühlung für Millionen

Aber das ist noch lange nicht alles – der Wienerwald ist auch eine gigantische Kühlmaschine. Zahllose Blätter spenden nicht nur Schatten, sie wirken über den Effekt der Verdunstungskühlung auch wie ein Heer kleiner grüner Kühlaggregate: Mehr als eine Milliarde Liter Wasser verdunsten im Biosphärenpark im Sommer täglich von vielen Milliarden Blättern in die Luft. Die Unmenge an Verdunstungsenergie die dafür benötigt wird, wird der Luft entzogen – dadurch ist es kühl im Wald. In einem Gedankenexperiment kann man sich aus der kühlen Luft einen mächtigen Kaltluftstrom formen, quasi eine frische Wienerwald-Brise, die alle überhitzten Wohnungen einer fiktiven Mega-City, achtmal so groß als Wien, kühlen könnte. Im Detail: Beim angenommenen Bedarf eines 2500 W Kühlaggregats, um 25 Quadratmeter Wohnraum zu klimatisieren, entspricht die Wienerwaldbrise einem Heer von 23 Millionen solcher Kühlgeräte.

Ein gigantischer Staubfänger

Aber einen mindestens genauso wichtigen Gesundheitseffekt, der das ganze Jahr wirkt, haben die Bäume noch: Die Milliarden Heer an Blättern reinigt die Luft. Durch zwei Effekte: Blätter sind zum einen Staubfänger und zum anderen lösen sich, wenn sie vom Regen feucht sind, schädliche Gase im Wasserfilm auf dem Blatt. Einem Hektar Wald wird auf diese Weise jährlich die Filterwirkung von 50 Tonnen Ruß und Staub zugeschrieben. Genaue Studien an Buchen – dem mit Abstand häufigsten Baum im Wienerwald – belegen: Bei einem Spaziergang unter dem schützenden Blätterdach eines Buchenwaldes erspart man sich ein Drittel der Schwermetalle (etwa Mangan, Eisen, Cadmium und Blei) und ein Drittel der löslichen Ionen (beispielsweise Ammonium, Chlor, Nitrat und Sulfat) gegenüber der Luft über dem Wald und der Luft in der Großstadt daneben. Noch beeindruckender ist die Filterung des lungengängigen Ultrafeinstaubs: über 40% dieses gefürchteten Feinstaubs (Körnchen kleiner 10-7 m) wird von den Baumkronen über Ihren Köpfen abgefangen.

Kühle, saubere und sauerstoffreiche Luft – das machen unsere Wälder, nicht nur der Wienerwald. Deswegen müssen wir den Klimawandel einbremsen, um uns die Wälder zu bewahren.

Liebe Mitbewohner:innen, lasst uns das tun!