Das hat mich überrascht: Nicht alle konnten meiner Freude über die neue THG-Quote für Elektroautos etwas abgewinnen. Eine Prämie fürs E-Auto-Fahren. Man bekommt immerhin jährlich gutes Geld. Ich musste jedoch feststellen, dass es breite Vorbehalte gegen die Elektromobilität per se gibt: Was ist mit den Rohstoffen für die Akkus? Sind moderne Verbrenner wirklich so schlimm? Helfen E-Autos tatsächlich beim Klima? Gute Einwände, auf die ich eingehen möchte.

In aller Kürze…

…niemand hört es gerne, aber Autofahren ist bedenklicher, als wir es uns eingestehen wollen – fürs Klima, die Umwelt und die Gesundheit. Elektromobilität – vorausgesetzt, sie wird richtig umgesetzt – löst einige dieser Probleme. Deswegen macht die THG-Quote, die Treibhausgas-Quote, für E-Autos als Anreiz für den Umstieg für mich auch Sinn, vor allem, wenn sie, wie bei neoom GREEN, an Klimaschutzprojekte gekoppelt ist. Und Verbrenner? Da ist leider nichts zu machen. Verbrenner haben ein systemimmanentes Problem: Sie produzieren hochgiftige Stickoxide. Auf Dauer gehören sie daher weg von der Straße, auch die modernen.

Autofahren macht DREI große Probleme

Die Wechselwirkung zwischen Autoverkehr und Klima macht uns das Leben dreifach schwer: Erstens heizt der Autoverkehr die Klimaerwärmung direkt an, zweitens verschärfen Straßen, Garagen und Parkplätze die Auswirkungen des Klimawandels und drittens verstärkt der Klimawandel selbst wiederum die giftigen Abgase des fossilen Verkehrs.

Konkreter:

  • Der Verkehr heizt das Klima auf

Mehr als ein Viertel unserer CO2-Emissionen kommen direkt aus dem rollenden Verkehr. Mehr, als Landwirtschaft oder Hausbrand verursachen. Der Verkehrssektor ist in Österreich der einzige Sektor, der seit den 90ern massiv zugelegt hat. Alle anderen Sektoren – Industrie, Gebäude, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft – konnten sich in den vergangen 30 Jahren zumindest leicht verbessern. Die gute Nachricht: Der Verkehr hat durch seinen schnelleren Materialumsatz das wahrscheinlich größte Potential, Boden gut zu machen. Autos werden nach 15 Jahren verschrottet. Industriemaschinen, Gebäude und Traktoren sind dagegen auf einen längeren Zyklus ausgelegt. Deswegen macht die Politik beim Verkehr auch großen Druck. Weil es notwendig ist.

  • Der Flächenverbrauch verschärft die Klimakrise

Autofahren verstärkt durch den enormen Flächenverbrauch die drei gefährlichsten Auswirkungen der Klimakrise: Überflutungen, Dürren und Hitzewellen.

Die Bodenversiegelung durch Straßen und Parkplätze lässt sintflutartige Regengüsse ohne Umwege in die Kanäle schießen. Dadurch laufen die Gerinne über und es kommt öfter als früher zu Überschwemmungen. Die Versiegelungen führen interessanterweise aber auch zu Dürren: Wasser, das nicht versickert und über die Flüsse abließt, fehlt in den anschließenden Hitzeperioden – die immer länger und heißer werden. Und zu guter Letzt verschärfen die flimmernden Asphaltflächen den Hitzeinseleffekt in den Städten.

  • Die Klimakrise macht den Verkehr noch tödlicher

Autofahren bringt bekanntlich Lärm, Abgase, Feinstaub, Reifenabrieb und Unfälle. Das führt zu schweren gesundheitlichen Problemen bis hin zum Tod. Vor allem die tödlichen Auswirkungen von schlechter Luft werden massiv unterschätzt. Verunreinigte Luft gilt laut WHO in der EU als größtes umweltbedingtes Gesundheitsrisiko: In Deutschland sind 2020 durch Feinstaub allein 28.900 Menschen verstorben, durch Stickstoffdioxid (NO2) 10.000 und durch Ozon (O3) 4.600 Menschen – das sind zusammengenommen 43.500 Tote durch belastete Atemluft. Das Problem ist, dass die Klimaerwärmung die Schadstoffe noch tödlicher macht: Durch die höheren Temperaturen wird mehr giftiges Ozon aus den Stickoxid-Abgasen der Verbrennungsmotoren erzeugt.

Die Frage ist nun, was Elektroautos daran ändern können.

  

Helfen Elektroautos gegen den Flächenverbrauch?

Nein, beim Flächenverbrauch sind E-Autos selbstverständlich keine Hilfe. Auch Elektroautos brauchen Straßen, Garagen und Parkplätze. Helfen kann nur ein Bau-Stopp zusammen mit der Entsiegelung von Parkplätzen. Entweder durch eine vollständige Beseitigung und Begrünung oder durch einen Tausch der Asphaltflächen mit anderen, nämlich versickerungsoffenen Oberflächen.

 

„…schon heute mehr

sintflutartige Regengüsse als früher“

Der Rückbau der versiegelten Parkflächen wird uns nicht erspart bleiben. In Wirklichkeit zwingt uns die Klimakrise schon heute dazu: Die Anzahl der Hitzetage über 30 Grad hat sich in den letzten drei Jahrzehnten verdoppelt bis verdreifacht. Warme Luft kann physikalisch mehr Wasser aufnehmen. Der Unterschied zwischen einem Sommertag mit 25 oder 35 Grad ist der doppelte mögliche Wassergehalt. Dadurch gibt es schon heute mehr sintflutartige Regengüsse als früher und damit auch mehr verheerende Überschwemmungen. Versicherer wissen davon ein Lied zu singen.

Machen Elektroautos den Verkehr weniger tödlich?

Ja, das machen sie. Aufs erste schlampige Hinschauen scheinbar nicht, weil Unfälle, Reifenabrieb und aufgewirbelten Feinstaub verursachen auch E-Autos. Aber: Es blasen weder Feinstaub noch Stickoxide aus dem nicht vorhandenen Auspuff und leiser sind sie dazu noch. Tatsache ist: Eine Umstellung des Verkehrs auf E-Autos wird die Luft massiv gesünder und das Leben leiser machen. Tausende Menschen, die jedes Jahr länger leben.

„Hochgiftige Stickoxide

sind die dunkle Seite jedes Verbrenners.“

Und Verbrenner? Stickoxide sind die systemimmanente dunkle Seite jedes Verbrennungsmotors: 78% der Luft besteht aus Stickstoffdioxid (N2). Ein Verbrennungsmotor kann sie „nicht nicht einsaugen“. Durch die hohen Temperaturen in der Brennkammer wird der Stickstoff unvermeidlich oxidiert und es entstehen hochgiftige NOx (Sammelbegriff für NO und NO2). Stickoxide, die wiederum die Vorläuferschadstoffe für das bodennahe hochgiftige Ozon (O3) sind. Die Entschärfung der Stickoxide mit Harnstoff ist im Prinzip möglich, ist aber sehr temperaturempfindlich und funktioniert dreimal schlecht: In der Warmlaufphase des Motors (die ersten 3 bis 5 Kilometer), bei starkem Lastwechsel (mit Vollgas bergauf) und bei tiefen Temperaturen im Winter. Die technische Lösung dieses Problems ist bis jetzt nicht überzeugend gelungen, sonst wäre es nie zum Dieselskandal gekommen. Unterm Strich verursachen Verbrennungsmotoren Jahr für Jahr tausende Tote. Deswegen (und nicht nur wegen des Klimas) müssen sie weg.

Helfen Elektroautos gegen den Klimawandel?

Ja, wenn wir es richtigmachen, schon. Ist aber gar nicht so einfach. Es wird nicht klappen, wenn wir an unserem Credo des „immer mehr“ der letzten Jahrzehnte festhalten: Immer mehr und immer größere Autos, mit denen auf immer mehr Straßen immer mehr gefahren wird. Mit diesem Muster werden wir brechen müssen, sonst verpufft der Umstieg auf E-Autos.

„Übergroße 2,5 Tonnen-E-Autos

sind eine Fehlentwicklung.“

E-Autos helfen nur dann gegen die Klimakrise, wenn wir…

  • mit kleinen Elektroautos fahren: Ein Auto muss nicht 500 km am Stück fahren können. Von gewissen Berufsgruppen abgesehen, fährt kaum jemand mehr als 100 Kilometer am Tag. Der positive Umwelteffekt von kleineren Autos ist enorm: Kleinere Autos mit kleineren Akkus brauchen in der Erzeugung weniger Ressourcen und fahren mit dem gleichen Strom eine längere Strecke. Trotzdem dominieren derzeit auf den Straßen große E-SUVs. Ehrlicherweise muss man sagen: Übergroße 2,5 Tonnen E-Autos sind eine Fehlentwicklung. Solche Energie- und Ressourcenfresser sind keine Hilfe beim Klimaschutz. Eher das Gegenteil.
  • weniger und langsamer Autofahren: Muss es immer das Auto sein? Es geht um Abwechslung. Zug, Bus, Fahrgemeinschaften sind billiger, unterhaltsamer und produktiver. Vom Radfahren oder Spazierengehen gar nicht zu reden. Und langsamer fahren? Tempo 100 ist der Gott-sei-bei-uns aller Autofahrer:innen und beinahe so unpopulär wie Hundekot am Schuh – und trotzdem ist Langsamerfahren die Wunderwaffe jeder vernünftigen Verkehrspolitik: Weniger Lärm, weniger Feinstaub, weniger NOx, weniger CO2, weniger Unfälle, weniger Tote. Beispiel Niederlande: 2020 wurde auf den Autobahnen tagsüber Tempo 100 eingeführt. Die Bilanz nach drei Jahren ist durchwegs positiv. Wollten anfangs nur 46% der Niederländer:innen ihr Tempo zügeln, können sich mittlerweile 60% vorstellen, nicht mehr als 90 auf der Autobahn zu fahren.
  • wenn wir E-Autos von der Wiege bis zur Bahre in den Kreislauf bringen: Das Hauptproblem sind die Akkus. Sie zu erzeugen ist ressourcen- und stromintensiv – und damit auch CO2-intensiv. Das wird aber nicht so bleiben, weil gerade das Kreislauf-Potential der Akkus enorm ist. Nach der Verwendung im Auto kann und wird der wertvolle Akku als stationärer Stromspeicher (zum Beispiel in der Johann Cruijff ArenaA in Amsterdam) weiterwirken und damit sein Leben verdoppeln. Und am Ende sind 99% der Rohmaterialien im Akku rezyklierbar – das ist schon heute möglich, wir müssen nur die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die industriellen Strukturen dafür aufbauen. Speziell auf EU-Ebene ist da momentan viel in Bewegung. Lesenswert ist dazu die neueste Studie des Umweltbundesamtes.

-> Studie Umweltbundesamt: Batterien für E-Fahrzeuge: Nachnutzung und Erzeugung

Ist die THG-Quote eine gute Sache?

Ja, das finde ich schon. Die THG-Quote ist eine jährliche Prämie von mehreren hundert Euro für alle Elektroautofahrer:innen. Quasi eine Belohnung dafür, dass sie weniger bis gar kein CO2 emittieren. Im Vergleich zu einem großen Diesel-SUV sind das bei 15.000 km immerhin etwa 2 Tonnen im Jahr.

Wichtig zu wissen: Die Prämie kommt nicht vom Staat, sondern von der Öl-Industrie, die den E-Autofahrer:innen das gesparte CO2 im Rahmen des Zertifikatehandels abkauft. Und genau das wird von manchen kritisiert: Öl-Konzerne kauften sich auf diese Weise in einer Art modernem Ablasshandel von ihren CO2-Sünden frei. Und am Ende würde dadurch kein Gramm weniger CO2 in die Luft geblasen. So ganz kann man diese Argumentation nicht von der Hand weisen, aber sie ist auch nicht ganz stimmig. Der Anreiz, auf ein E-Auto zu wechseln, ist immer noch da – und das ist wichtig.

Um den vielleicht durchaus berechtigten Bedenken Rechnung zu tragen, gibt es eine verblüffend einfache Lösung: Wieso das Geld nicht einfach nehmen und in zertifizierte Klimaschutzprojekte stecken? Die Idee propagiert die innovative Firma neoom in Oberösterreich. Mit dem sogenannten GREEN in der neoom APP  lässt sich alles ohne Stress abwickeln, von der Prämie bis zur Investition in beliebiger Höhe. Will ich das Geld, das Ölkonzerne für diese Zertifikate ausgeben müssen, sinnvoll für Klimaschutzprojekte einsetzen, kann ich das nun tun.

-> mehr zu neoomGREEN

FAZIT

Um der Klimakrise zu begegnen, führt kein Weg daran vorbei, die enormen CO2-Emissionen der fossilen PKWs loszuwerden. Dazu müssen wir wiederum anders fahren, und wenn, dann elektrisch. Daher halte ich die THG-Quote als Anreiz für den Wechsel auf eine „vernünftige“ Elektromobilität grundsätzlich für richtig – vor allem, wenn dieses Geld in Klimaschutzprojekte investiert wird, wie bei GREEN in der neoom APP möglich ist.

Es ist wie immer: Die größte Herausforderung ist im Kopf.

Aber wir packen das!