Und wieder träumen wir von weißen Weihnachten, von Last-Christmas-Schneeballschlachten mit George Michael, vom Rodeln und vom Skifahren. Weniger romantisch gesehen, ist Schnee gefrorenes Wasser – von dem wir im Sommer als Grundwasser leben.
Ohne Grundwasser läuft nichts. Die Landwirtschaft braucht Grundwasser für ihre Felder, aber auch wir Menschen stillen unseren Durst zu 50% mit glasklarem Grundwasser.
Was ist Grundwasser?
Grundwasser sammelt sich fortlaufend unter unseren Füßen. Regen und Schmelzwasser versickern im Boden und füllen Hohlräume von lockerem und porösem Gestein an. Gleichzeitig entleert sich der Grundwasserkörper in der Tiefe über Quellen, Flüsse, Seen und Brunnen. So hebt und senkt sich der Grundwasserspiegel.
„Im Sommer fällt mehr Regen, trotzdem wird Grundwasser im Winter gemacht“
Entscheidend für die „Grundwasserneubildung“ ist, wieviel Regen es bis in die Tiefe zum Grundwasserkörper schafft, also versickert – und nicht vorher an der Oberfläche über Bäche und Flüsse ins Schwarze Meer oder in die Nordsee abfließt. Dazu muss man wissen: In unseren Breiten fällt im Sommer mehr Regenwasser an als Wasser im Winter – aus Schnee und Regen zusammengenommen – anfällt. Trotzdem wird Grundwasser im Winter gemacht.
Wie sammelt sich Grundwasser?
Um eine Größenordnung im Kopf zu haben: Im Sommer schafft es nicht mehr als ca. ein Drittel des Regens in die Tiefe, um den Grundwasserkörper aufzufüllen. Ein großer Teil verdunstet auf Grund der immer höheren Sommertemperaturen und ein weiterer großer Teil fließt oberflächlich ab, weil die Böden oft zu sommertrocken sind, um Wasser effektiv nach unten durchzulassen. „Hydraulisch am leitfähigsten“ ist der Boden – gemeint ist das optimale Versickern von oben nach unten – wenn er durchfeuchtet ist.
„Schneeschmelze ist quasi wie ein Dauerregen“
Deswegen bildet sich Grundwasser in unseren Breiten vorwiegend im Winter. Klarerweise ist die Verdunstung im Winter zu vernachlässigen, aber am effektivsten ist die Grundwasserbildung bei der Schneeschmelze im Frühjahr: Der Boden ist feucht aber nicht gefroren, weil der Schnee den Boden vor der Winterkälte geschützt hat.
Wenn dann im Frühjahr die Temperaturen über mehr als 10 Grad ansteigen, setzt Schmelzen ein, das einem Regen von bis zu 25 Liter/m2 entspricht. So kann Schmelzwasser großflächig in die Tiefe sickern und die Grundwasserspiegel heben. In unseren alpinen Regionen setzt die Schneeschmelze typischerweise im April ein und kann je nach Schneemenge 4 bis 6 Wochen dauern – die Schneeschmelze ist quasi wie ein Dauerregen, von dem der Grundwasserkörper lebt.
Was macht der Grundwasserspiegel ohne Schnee?
Das ist die Gretchenfrage: Was passiert mit unserem Grundwasser, wenn es im Winter weniger schneit, aber dafür mehr regnet? Nach den Klimamodellen nimmt die ja Wassersumme aus Schnee und Regen im Winter in den kommenden Jahrzehnten nicht ab, sondern vor allem in Westösterreich eher zu. Das ist gut. Was allerdings neu ist, ist die Zunahme an Winterhochwässern, die es vor 40 Jahren praktisch gar nicht gab – da heute mehr Wasser als Regen und weniger als Schnee fällt. Dadurch sind die Pegelstände der Flüsse höher und damit geht mehr Wasser für das Grundwasser verloren.
„Wenn im Frühjahr kein Schnee zum Schmelzen da ist, kann es prekär werden“
Wenn dann im Frühjahr wenig Schnee zum Schmelzen da ist, kann es prekär werden. Wie zum Beispiel 2001 als es auf Grund von schneearmen Wintern im Sommer zu Engpässen bei der regionalen Wasserversorgung und bei privaten Hausbrunnen kam.
Weiße Weihnachten sind die Ausnahme geworden
Die weihnachtlichen Schneerekorde fast aller Landeshauptstädte stammen laut Geosphere Austria aus den 1960er-Jahren: 96 cm Schnee lagen für einmal zu Weihnachten in Innsbruck, 50 cm in St. Pölten, 47 cm in Klagenfurt und Wien, 40 cm in Salzburg, 37 cm in Eisenstadt, 26 cm in Bregenz und 25 cm in Linz. Das ist allerdings Geschichte.
Anstieg der Weihnachtstemperaturen der Landeshauptstädte und damit die Abnahme der „Weißen Weihnachten“ im Vergleich zum alten Klimamittel 1961 bis 1990. Quelle: Geosphere Austria
Weiße Weihnachten – also eine geschlossene Schneedecke am 24., 25, und 26. Dezember – sind auf Grund wärmerer Temperaturen heute die Ausnahme geworden: In den Landeshauptstädten liegt an den Weihnachtsfeiertagen nur mehr alle 3 bis 6 Jahre Schnee. Dieser Trend wird sich verstärken, je nachdem wie weit wir die Klimaerwärmung noch treiben.
FAZIT
Schneeärmere Winter und immer heißere Sommer setzen unserem Grundwasser zu. Die Gefahr von Dürren auf Grund von trockenen Sommern mit tiefen Grundwasserspiegeln steigt.