Der Klimawandel ist nicht abgesagt, auch wenn der Frühsommer nasskalt war. Das Gegenteil ist der Fall: Die Wettermaschine ist dabei, sich so richtig warm zu laufen. Überschwemmungen wie in Süddeutschland und Ostösterreich oder schwere Dürren und Waldbrände in Griechenland sind nur zwei Seiten der gleichen Medaille. Der Klimawandel ist eben janusköpfig: Er hat zwei Gesichter – wie der römische Gott Janus. Ohne „richtiges“ Bauen werden wir dem Klimawandel nicht beikommen.

Was hat Bauen mit dem Klimawandel zu tun?

Sehr viel. Sagenhafte 38% des globalen CO2-Ausstoßes kommt durch den Bau und den Betrieb von Gebäuden zusammen, auch in Deutschland und Österreich. Genau deswegen müssen wir uns Großes vornehmen: Die Bauindustrie soll und muss von der CO2-Quelle zur CO2-Senke werden, quasi vom Saulus zu Paulus. Ganz egal, ob wir mit Beton, Ziegel, Holz oder Stroh bauen.

Ist CO2-neutral möglich? Ja, speziell mit Holz!

Auf der Jagd nach Klimalösungen im Bau habe ich Bernhard Pointinger und Niklas Ruprechter in Grieskirchen besucht. Der gelernte Zimmermann und der vielgereiste Architekt haben sich in Oberösterreich dem Holzbau verschrieben. Was CO2 betrifft, haben sie mit dem Baustoff Holz naturgemäß einen Vorteil, da Holz Kohlenstoff gespeichert hat, der vorher in der Luft war.

Aber Holz allein ist zu wenig. Man muss weiterdenken. Für Bernhard und Niklas beginnt CO2-armes Bauen und Wohnen schon bei der Planung. Sie halten sich dabei an zwei Leitlinien:

1) bauen sie für möglichst viele Generationen, damit das Haus im besten Fall über Jahrhunderte steht und

2) versuchen sie, die geringste notwendige Fläche zu versiegeln, um die Grundwasserneubildung so wenig wie möglich zu behindern.

Die beiden haben mir ihre konkreten Lösungen anhand zwei ihrer Projekte gezeigt: Wohnhäuser in verdichteter Bauweise und ein „Klima-Haus“ am Teich.

Nur das Haus zählt, das lange steht!

Damit sind wir sind beim größten Vorteil der Holzhäuser. Je älter sie werden, umso länger fungieren sie als Kohlenstoffspeicher und sind damit der berühmte „zweite Wald“. Das ist die Bauwende, die der renommierte Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber mit seinem Bauhaus der Erde fordert.

Das ist auch der zentrale Gedanke von Bernhard und Niklas in Grieskirchen: Sind ihre Holzhäuser einmal gebaut, dann sollen sie so lange wie nur möglich stehen – und mehr noch: wenn man die Häuser nicht mehr braucht, dann wird ihr Holz wiederverwendet.

Für Niklas, den Architekten, sind da im Detail ein paar Nüsse zu knacken. Er hält sich dabei an folgende Prinzipien. Die Gebäude sollen

  • möglichst multifunktional gebaut und für sich verändernde Lebensweisen ausgelegt werden,
  • so massiv gebaut sein, dass eine absehbare Verdichtung später durch Aufstockung möglich ist,
  • so gut zu warten sein, dass sie so lange wie über 600 Jahre alte Kirchendachstühle halten und
  • nach einem hoffentlich Jahrhunderte langem Leben soll ein Rohstofflager für die Weiterverwendung dastehen.

Ist ein Holzhaus CO2-neutral? Das ist es noch nicht – aber das kann es werden!

Nicht nur Betonbauten, auch der Holzbau ist punkto CO2 nicht dort, wo er hingehört: Holz wird mit Benzin und Diesel aus dem Wald geschafft. Holzhäuser haben einen Beton-Keller, Fenster, Dachziegel und viele Dinge mehr – Dinge, die in der Produktion jede Menge CO2 verursachen. Aber das muss nicht so bleiben: Egal ob Zement, Ziegel oder Glas, die Bauindustrie arbeitet fieberhaft an der Vision von CO2-neutralen Baustoffen.

Wenn alle Baustoffe irgendwann einmal CO2-neutral sind (man wird wohl noch träumen dürfen), hat Holz den systemimmanenten Vorteil, Kohlenstoff zu binden, der vorher als CO2 in der Luft war. Da jedes Holzhaus – wie jedes andere Holzprodukt – von Natur aus ein Speicher von Kohlenstoff ist.

Durch diesen Speichereffekt haben Holzhäuser in der besten aller Welten nicht nur das Potential CO2-neutral, sondern sogar CO2-NEGATIV zu sein – also mehr CO2 aus der Luft zu nehmen, als beim Bau frei geworden ist.

Der Weg zum Holzhaus als CO2-Senke ist klar vorgegeben:

  • Holz aus der Region verwenden,
  • die Produktion aller Baustoffe (inklusive Bauholz) CO2-neutral machen,
  • das Haus so lange wie nur möglich und mit grüner Energie betreiben und
  • das Bauholz bei Abbruch des Gebäudes wiederverwenden.

FAZIT

Der Bau und Betrieb von Gebäuden ist mit 38% die größte CO2-Quelle weltweit. Die Bauindustrie muss CO2-neutral oder noch besser zur Senke werden. Holzbau hat hier von Natur aus ein großes Potential. Der größte Hebel dabei – und das gilt für alle Gebäudearten – ist die lange Lebensdauer des Gebäudes  und der Betrieb mit grüner Energie.