Die größte Agri-PV-Anlage Europas wurde im Frühjahr 2025 im in Tadten/Wallern in burgenländischen Seewinkel in Betrieb genommen: Auf 120 ha soll bis zu 118 MWp Sonnenstrom und unter den Paneelen Gemüse geerntet werden.

Was hat PV auf einem Acker zu suchen?

Sehr viel. Wir ernten auf zwei Ebenen – oben Strom, unten Gemüse. Und PV-Paneele können einen Acker sogar fruchtbarer machen!

Auf einem Feld im Allgäu hat das Fraunhofer Institut das schon 2017 bewiesen, indem es über einem alten Kartoffelacker PV Paneele aufständerte. Das Ergebnis: eine Kartoffelernte von 103 Prozent (die Kartoffeln schätzen die Beschattung) und 83% Solarstrom (etwas Licht brauchen die Kartoffeln schon). Das macht zusammen: 103% und 83% = 186% Landnutzungskoeffizient – kein Wunder, dass Agri-PV floriert.

Die Versuche zeigten übrigens, dass der Schatten der Paneele vor allem in heißen Sommern den Ertrag stabilisiert. Im Pannonischen Klima Burgenlands – mit heißen und trockenen Sommern – ist man da hellhörig geworden.

Wie baut man 190.000 PV-Module auf einen Acker – ohne ihn dabei zu zerstören?

Im burgenländischen Seewinkel, ist man auf 120ha folgendermaßen vorgegangen:

  • Vor Baubeginn hat man Luzerne ausgesät. Das sollte den Boden auflockern  und Verdichtungsschäden durch die Baumaschinen minimieren.
  • Dann wurden 16.000 Rammpfähle eingeschlagen. Was man laut betreiben im Griff hat, weil man im Obst- und Weinbau schon lange so macht. Kein Beton. Beim Rückbau einfach rausziehen und alles ist weg.
  • Auf den Pfählen hat man 190.000 Module aufgebaut. Das Spezielle dabei: Die Paneele können der Sonne nachgeführt werden oder einfach in die Vertikale gedreht, damit landwirtschaftliche Maschinen zwischen den Reihen zu ernten können.

Nach 12 Monaten Bauzeit wurde die Anlage im März 2024 in Betrieb genommen und zunächst eine Blumenwiese gesät.

Was wächst nun unter den Paneelen? Welche Gemüse machen das Rennen?

Der Plan ist wie folgt:

  • Damit sich der Boden von den Strapazen der Bauphase erholen kann, wurde im Frühjahr 2025 zunächst eine Biodiversitätswiese angelegt, an der vor allem die Insekten etwas haben sollten.
  • In der Zwischenzeit – bis Sommer 2028 – testet FIBL (das Forschungsinstitut für biologischen Landbau) auf einem Versuchsfeld Kartoffeln, Weizen, Soja oder auch Salat aus.
  • Ab 2028 wird dann unter den Paneelen gesät und geerntet, was sich im trocken-heißen pannonischen Klima Burgenlands nach den drei Testsommern am besten bewährt.

Die Erwartungen sind hoch: Agri-PV Versuchsfelder in Deutschland haben gezeigt, dass besonders in trockenen Klimata wie im Burgenland die Erträge unter den Schatten spendenden Paneelen sogar höher sein können als in der prallen Sonne.

Hier der Agri-PV-Leitfaden des Fraunhofer Instituts.

FAZIT

Agri-PV hebt die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen auf ein völlig neues Nieveau. Neben der Ernte von Nahrung UND Strom auf der gleichen Fläche, kommt es zusätzlich einer art Symbiose:  Der Acker wird im besten Fall vor der prallen Sonne, sowie vor Hagel und Sturm geschützt – und die Paneele profitieren von der Verdunstungskühlung der Bepflanzung darunter.