Liebe Mitbewohner:innen!

Dieser Winter war auch in Österreich richtig stürmisch. Oder doch nicht so? Laut einer Aussendung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) erlebte Wien einen der stürmischsten Winter der vergangenen 70 Jahre. Weniger bewegt war der Winter dagegen in Innsbruck. Schon auch stürmisch, aber zwei Winter davor bogen sich die Bäume stärker. So ist das mit dem Wind. Nicht leicht zu fassen. Auch bei der Frage, ob die Winter mit dem Klimawandel stürmischer werden, ziert sich der Wind und dreht sich wie ein Fähnchen.

Nur nicht erschrecken

Zuallererst müssen wir – wenn wir beim Wind über Rekorde sprechen – ehrlich sein: Die Messreihen sind kurz. Temperatur und Druck messen wir seit über 250 Jahren, vernünftige, flächendeckende Windgeschwindigkeiten messen wir seit grob 40 Jahren. Wenn also Rekorde fallen wie die auf den Britischen Inseln noch nie zuvor gemessenen 196 km/h Böen am 18. Februar, dann bitte nicht gleich aufschrecken. Rekorde „am laufenden Band“ liegen bei einer so kurzen Messreihe in der Natur der Sache. Schließlich haben wir in den Jahrhunderten und Jahrtausenden vor den instrumentellen Messungen einiges verpasst. Trotzdem, am gewohnt windigen Feuerkogel gab es seit 20 Jahren keine so lange stürmische Phase mehr wie heuer – 33 Tage mit Sturm über 100 km/h Böen. Hängt das nun mit dem Klimawandel zusammen oder nicht?

Entscheidung am Atlantik

Bevor wir die Frage nach dem Klimawandel beantworten, müssen wir uns vor Augen halten, wie unterschiedlich Winter seit jeher bei uns sein können. Sowohl von Jahr zu Jahr als auch von Jahrzehnt zu Jahrzehnt. Genauso stürmisch wie heute war es beispielsweise in Europa um 1900, danach, zwischen 1920 und 1970, war es ziemlich ruhig, ehe der Wind vor allem von 1990 bis 2010 wieder kräftig auffrischte. Aber was macht einen Winter eigentlich stürmisch? Das entscheidet sich im Wesentlichen weit draußen am Atlantik, zwischen den Azoren und Island: Sind Azorenhoch und Islandtief schwach ausgeprägt, ist auch die Westströmung schwach und unsere Winter werden vom Russischen Kältehoch dominiert. Das sind kalte Winter mit eisigem Ostwind, aber wenig Schnee. Sind Azorenhoch und Islandtief dagegen stark ausgeprägt – wie heuer -, dann ist die Westströmung stark und schiebt ein Tiefdruckgebiet nach dem anderen mit Schnee, Regen und starkem Wind durch. Das macht unsere Frage konkreter: Sind diese vom Westwind angeschobenen Tiefdruckgebiete immer öfter Sturmtiefs? Solche, wie das Sturmtief „Eunice“ mit Milliardenschäden und Toten in England und Nordeuropa?

Zunahme noch nicht restlich geklärt

Bis zum heutigen Tage gibt es keinen eindeutigen Trend für eine Zu- oder Abnahme der Sturmtätigkeit. Das muss für die Zukunft aber nicht so bleiben, da wir ja erst angefangen haben, am Klima zu drehen. Unsere Tiefdruckgebiete entstehen dort, wo am Atlantik die kalte Polarluft auf die warme Subtropenluft trifft, und je größer der Temperaturunterschied der Luftmassen, desto stärker das Tief. An beiden Schrauben dreht der Treibhauseffekt: Er schiebt die Region, in der kalte und warme Luft aufeinandertreffen, mehr nach Norden und gleichzeitig verringert er den Temperaturgegensatz der beiden Luftmassen. So die grobe Sachlage. Klimamodelle nehmen es da genauer und errechnen vor allem für Nordeuropa eine leichte Zunahme der Sturmtätigkeit. Bei uns in Mitteleuropa ist das errechnete Sturmsignal dagegen schwächer. Fazit: So ganz geklärt ist die Sturmtief-Frage bei uns in den Alpen noch nicht. Da ist in der Forschung noch Platz nach oben.

Mehr Schäden

Trotzdem können wir eines schon stark vermuten: Die Schäden, die Sturmtiefs anrichten, werden zunehmen. Durch den steigenden Meeresspiegel werden sie an den Küsten mehr Sturmfluten bringen und an Land mehr Überflutungen durch stärkere Regenfälle. Und wie immer gilt: Je stärker der Klimawandel, desto stärker und unwägbarer die Auswirkungen.

Liebe Mitbewohner:innen, es lohnt sich, gegen den Klimawandel zu kämpfen!